Brief an die Redaktion zum Thema Gendern

Ein Leserbrief ist eine schriftliche Reaktion, zum Beispiel auf einen journalistischen Text oder einen Blogbeitrag. Er bietet die Möglichkeit, die persönliche Meinung zu äußern und den eigenen Standpunkt zu einem veröffentlichten Thema darzulegen. Im April ist in der Waiblinger Kreiszeitung ein sogenannter Rundschlag zum Thema „Gender-Wahnsinn in der Küche“ erschienen. Meine Antwort an die Redaktion ist im Blog zu lesen.

Offener Brief an die Redaktion zum Rundschlag „Gender-Wahnsinn in der Küche“, Waiblinger Kreiszeitung vom 11. April 2024

Bärendienst für eine inklusive Sprache

Mit dem Rundschlag „Gender-Wahnsinn in der Küche“ hat die Autorin Annina Baur der inklusiven Sprache einen Bärendienst erwiesen. Schon mit der Wahl der Überschrift wird die ohnehin emotional aufgeheizte politische Debatte weiter befeuert. Nebenbei: Autorin und Redaktion sollten darüber nachdenken, welche Personengruppe Begriffe wie „Gender-Wahnsinn“ für welche Zwecke verwendet.

Doch weiter im Text: „Dieser Gender-Wahnsinn in der die das Küche ist wahrlich grausig.“ Hier wird – mit Absicht? – etwas falsch dargestellt. Dieses In-die-Irre-Führen, dass der Begriff Küche gegendert würde, trifft – ich unterstelle: bewusst – den Nerv derjenigen, die sich vehement gegen das Gendern aussprechen. Und gleichzeitig werden diejenigen verunsichert, die sich noch nicht so intensiv mit dem Thema beschäftigt haben. Dabei ist es ganz einfach: Beim Gendern geht es darum, mit Sprache alle Menschen gleichermaßen anzusprechen. Kurz: Es geht um Personen. Eine Küche ist ein Ort. Orte werden ebenso wie Dinge nicht gegendert. Deshalb ist gegen den Pfannenwender rein gar nichts einzuwenden.

Ganz ins Polemische driftet der Text dann am Ende ab: Dort wird das konsequente Verwenden des sächlichen Artikels als Lösung im Deutschen angepriesen. Menschen als Sache? Was passiert, wenn Menschen sprachlich entmenschlicht werden, wissen wir. Ja, der Rundschlag ist eine Meinung. Dennoch: Wo bleibt hier die journalistische Verantwortung?

Oder handelt es sich bei dem Beitrag um einen wenig geglückten satirischen Versuch einer Polemik?


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