Weihnachtslied-Check: Macht hoch die Tür, die Tor macht weit
Kurz vor Weihnachten habe ich mir vorgenommen, wieder etwas über ein Weihnachtslied zu schreiben. Vergangenes Jahr hatte ich mir den Text der „Guten neuen Mär“ genauer angeschaut. Dieses Jahr habe ich mich für „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ entschieden. Die erste Textzeile wirft sprachliche Fragen auf. Erfahrt mehr über die historischen Feinheiten des Liedes und den Hintergrund der geöffneten Tore im 17. Jahrhundert.
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit
„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit;
es kommt der Herr der Herrlichkeit,
ein König aller Königreich,
ein Heiland aller Welt zugleich,
der Heil und Leben mit sich bringt;
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
mein Schöpfer reich von Rat.“
(Text: Georg Weissel, 1623)
Die Bedeutung des Textes
Bei „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ ist es gerade die erste Textzeile, die ich sprachlich spannend finde. Denn die anderen Zeilen klingen – rein sprachlich betrachtet – auch in unseren heutigen Ohren noch richtig. Doch bei den heutigen Türen spricht niemand mehr vom Hochmachen. Unsere neuzeitlichen Türen öffnen sich seitlich. Und auch „die Tor“ klingt für uns heute fremd oder sogar falsch. Hier wurde schlicht ein Buchstabe ausgelassen, korrekt wäre „die Tore“.
Zum Hintergrund dieses Weihnachtsliedes
Laut eines Artikels auf Wikipedia soll der Grundstückseigentümer, auf dessen Land der Weg vom Armenhaus zur Kirche verlief, den Durchgang für Dritte verschlossen haben und durch den Gesang des Liedes dazu bewegt worden sein, die Pforten wieder zu öffnen.
Das kann man sich lebhaft vorstellen: Im 17. Jahrhundert gab es Türen, die man „hoch“ machte – denken Sie an Zugbrücken. Und es gab Tore, die sich „weit“ aufmachen, nämlich zweiflüglig öffnen ließen. Ob der besagte Grundstückseigentümer eine Tür zum Hochziehen hatte, mag man bezweifeln. Doch ein verschlossenes Tor, das sich weit öffnen ließ, kann man sich bei einem Landbesitzer gut vorstellen.
Zurück zur ersten Zeile dieses schönen Weihnachtsliedes. Heute würde man vielleicht eher sagen: „Macht die Tür auf, öffnet die Tore weit“ – was sich, zugegebenermaßen, nicht so klangvoll singen lässt wie der Originaltext.
Weitere Weihnachtslieder im Check
Süßer die Glocken nie klingen
Vom Himmel hoch, da komm ich her
Foto: (c) Katja Rosenbohm
Ein schönes Lied! Für mich die Aufforderung, sich den anderen gegenüber nicht zu verschließen.
Liebe Gesa, das ist ein schönes Fazit, das du daraus gezogen hast. Gefällt mir!